Von Borowski bis 206: Aminata Touré besucht Gemeinschaftsunterkunft Kiel-Wik
(Kiel) Im Herbst 2015 war die ehemalige Marinetechnikschule in Kiel-Wik, auch als Filmkulisse der Polizei im Tatort bekannt, als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge eröffnet worden. Seinerzeit noch auf 700 Bewohner ausgelegt, leben hier aktuell laut Einrichtungsleitung Katrin Mates von der Diakonie Altholstein genau 206 Menschen. Und genau denen, zumindest ein paar von ihnen, stattete nun Aminata Touré, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90 / Die Grünen, einen Besuch ab.
Dabei begutachtete die Sprecherin für Flucht und Migration, wie die Menschen leben, wie sie eingerichtet sind, was sie für Freizeitmöglichkeiten haben, woher sie kommen und welche Unterstützung sie erfahren. „Die Bewohner sind heute deutlich mehr in die Gestaltung, aber auch bei Aufgaben integriert“, merkt Mates an. So wird der Hof zur kreativen Oase, aber in der Küche teilen sich zwei Personen einen Herd bzw. Ofen und sorgen dort auch für Ordnung.
Im Erdgeschoss trifft die Landtagsabgeordnete im Familien- und Freizeitzimmer auf zwei kleine Mädchen aus Eritrea, die gerade selbstgemalte Bilder aufhängen. Ein Ort des praktischen Austausches, so auch für das Projekt „Frühe Hilfen“, in dem ganz viele Fragestellungen von Schwangeren und jungen Familien gestellt und beantwortet werden. Für Touré, die selbst die ersten fünf Jahre gemeinsam mit ihrer Familie in einer Gemeinschaftsunterkunft im Stadtteil Faldera in Neumünster lebte, ein ganz besonderes Anliegen.
„Mir ist es insgesamt wichtig, den Austausch zu haben, zu wissen, was vor Ort passiert“, betont die Grünen-Landtagsabgeordnete und erfährt am Ende des Rundgangs durch die Gemeinschaftsunterkunft in einer Gesprächsrunde von Katrin Mates, Fachbereichsleitung Migration und Flüchtlinge in Kiel, wie wichtig die Vielfalt der spezialisierten Beratung ist: „Die Bedarfe sind einfach da. Was können wir den Menschen anbieten und welche Lebensperspektive können wir ihnen damit geben, sind unsere Fragen und Motivation zugleich.“
Dazu zählt es auch Dinge neu zu denken, wie zum Beispiel eigene Bereiche und Badezimmer für Frauen, die Renate Sticke, zuständig für Schutzkonzepte in der Gemeinschaftsunterkunft, bereits umgesetzt hat. Ebenso die geplante Anlaufstelle „Frauen & Gesundheit“ außerhalb der Unterkunft. "Wir möchten eine sozialraumbezogene sensible Beratung und Begleitung für Betroffene bzw. Gefährdete von Genitalverstümmelung (FGM/C, Femal Genital Mutation/cuting) anbieten. Dazu werden die Familiensysteme mit einbezogen. Ein fachliches Netzwerk wird aufgebaut sowie eine Peerunterstützung durch Frauen aus den betroffenen Herkunftsländern aktiv gefördert werden", erläutert Katrin Mates.
Diese Fragen werden bislang teilweise im Ruheraum, gestaltet von einer Künstlerin, gestellt und besprochen. Themen wie Wechseljahre und Familienplanung finden so an einem geschützten Ort statt. „Viele Frau, die schon länger hier sind, kommen erst jetzt mit diesen Themen oder werden von anderen mitgebracht“, verdeutlicht Mates die Wichtigkeit dieser speziellen Beratung in vertraulicher Umgebung.
„Wir sind froh zu sehen, dass sie sich hier so einsetzen, das gibt einem die Motivation weiter daran zu arbeiten“, schloss Heinrich Deicke, Geschäftsführer der Diakonie Altholstein, den Besuch in Richtung von Aminata Touré.
Foto unten: Heinrich Deicke, Geschäftsführer Diakonie Altholstein, Renate Sticke und Katrin Mates von der Gemeinschaftsunterkunft Kiel-Wik sowie Aminata Touré im Austausch.