Erfahrung. Nähe. Kompetenz
Menü

Diakonie Altholstein kämpft gegen Wohnungslosigkeit

Sozialer Wohnungsbau und Wohnungsnot sind aktuelle Themen in der Politik und den Medien. Die Zentrale Beratungsstelle für Menschen in Wohnungsnot (ZBS) der Diakonie Altholstein setzt sich mit diesen Themen seit 1995 auseinander und weiß, wo die Probleme liegen. Davon machte sich kürzlich die Grüne-Landtagsabgeordnete Aminata Touré (2. v. l.) ein Bild. Sie besuchte die ZBS. „Man merkt, wie bedeutend sozialer Wohnungsbau ist und wie viel mehr man in ihn investieren muss“, sagt Touré. 

„Bis Ende September sind 160 Personen in der Übernachtungsstelle untergekommen“, berichtet Melanie Popp, Fachbereichsleitung Wohnungslosenhilfe der Diakonie Altholstein (2. v. r). Im Vorjahr waren es insgesamt 250 Wohnungslose. 3267 Übernachtungen hat das Team um Melanie Popp bis Ende September gezählt. „Die Tendenz steigt“, erklärt sie. Im Vorjahr kamen 1100 Personen in die Beratung, die sich mit Themen von Kündigung bis Schimmel in den Wänden kümmert. Dabei kommt der ZBS eine besondere Aufgabe zu. Denn die Stadt Neumünster übertrug 1995 der Diakonie Altholstein nicht nur die kommunale Pflichtaufgabe der Unterbringung obdachloser Menschen, sondern die Einrichtung erhält auch bei Eingang einer Räumungsklage aufgrund von Mietrückständen vom zuständigen Amtsgericht eine Mitteilung. „So können wir rechtzeitig auf die Menschen zugehen und unsere Hilfe anbieten“, erklärt Popp. 125 Mitteilungen bekamen die fünf Berater der Diakonie Altholstein bis Ende September. In nur 33 Fällen kam es zu einer Zwangsräumung. „Wir wollen präventiv den Wohnungsverlust vermeiden, denn der Markt ist prekär“, sagt Popp. Das es in Neumünster noch genügend Wohnraum gibt, bezeichnet sie als eine Legende. „Ich war kürzlich mit einem Klienten bei einer Wohnungsbesichtigung, wo mehr als 30 Leute waren. Das war ziemlich frustrierend“, berichtet ZBS-Beraterin Marleen Bernhardt (links).

„Seit zwei, drei Jahren wird deutlich, dass der soziale Wohnungsbau brachliegt“, sagt Heinrich Deicke, Geschäftsführer der Diakonie Altholstein (rechts). 25 Schlafplätze hat die Übernachtungsstelle der ZBS an der Gasstraße zur Verfügung, die an eine enge Beratung gekoppelt sind. Davon stehen zehn für Frauen zur Verfügung. Einem Thema, das Touré am Herzen liegt und bei dem sie immer wieder nachfragte. „Es kommen auch immer mehr Frauen“, erklärt Popp der Abgeordneten. Neben den Schlafplätzen hat die Unterkunft auch eine Wohnung nur für Frauen, die durchgängig belegt sei. „Ein Problem ist, dass viele Mietverträge noch von Männern unterschrieben werden, trennt sich das Paar steht die Frau meist auf der Straße“, erklärt Deicke.

Das Besondere an der ZBS ist, dass es nicht nur eine Beratungs- und Übernachtungsstelle ist. „Wir bieten auch eine Tageseinrichtung an, denn jeder hat das Recht auch tagsüber ein Dach über dem Kopf zu haben“, sagt Deicke. So bekommen die Gäste nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern können auch soziale Kontakte knüpfen. Über 7700 Mittagessen wurden im Vorjahr ausgegeben. „Wir haben auch am Wochenende und an den Feiertagen geöffnet“, sagt Hans-Jürgen Bröcker, Leiter der Übernachtungsstelle und Tagesstätte (mitte). Zudem betreibt die Diakonie Altholstein noch eine Poststelle in der ZBS. „200 Personen, die keine Meldeadresse haben, bekommen hierher ihre Post von den Behörden“, erklärt Popp. Dabei handele es sich um Menschen, die beispielsweise bei Freunden unterkommen und so nicht als wohnungslos gelten. „Auf diesen Personenkreis gehen wir noch einmal gesondert zu“, sagt Popp.

Tourés Fazit: „Zu viele Menschen sind in schwierigen Lebenssituationen, in denen sie nicht einmal eine eigene Unterkunft haben. Zum Glück gibt es Strukturen, die die Menschen auffangen. Es darf uns aber nicht aus der Verantwortung nehmen über die Vielfalt an Problemlagen zu sprechen, die Menschen in diese Not bringen.“

x
Suchbegriff eingeben und Enter drücken
Spenden
Nach oben scrollen