Psychologische Hilfe bei familiären und persönlichen Problemen
Was tun, wenn die Nerven blank liegen und einfach alles zu viel wird? „Ich komme mit mir selbst nicht mehr klar, fühle mich deprimiert und allein mit allem. Es gibt zu viele Probleme mit meinen Freunden und in der Familie. Mein Kind hört nicht. Woran liegt es und wie kann ich mit meinem Kind umgehen, wenn es zu Hause oder in der Kita oft Wutanfälle bekommt?“ „Wie können wir
als Paar wieder zueinander finden? Lassen sich Streit und Konflikte mit unseren Kindern ohne Geschrei und gewaltfrei lösen? Was brauchen wir als Familie, damit es zu Hause besser läuft? Wie können wir mit einer Trennung zurechtkommen? Wenn mein Kind z.B. Ängste hat oder aufgrund von Mobbing nicht mehr zur Schule gehen möchte, was kann ich tun?“ – So unterschiedliche Fragen und Problemlagen beschäftigen Menschen, die sich für psychologische Hilfe ans Beratungszentrum Mittelholstein (BZM) wenden.
Mit der Erziehungs-, Familien-, Paar- und Lebensberatung ist das BZM für Einzelne, Paare und Familien mit Kindern ein kompetenter Ansprechpartner im Zentrum von Neumünster. Die Erziehungs- und Familienberatung bietet Unterstützung für Eltern, Kinder und Jugendliche in Neumünster an. Das Angebot wird im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe über die Stadt finanziert.
Seit fast 20 Jahren ist Dr. Kristina Kraska, psychologische Psychotherapeutin, Am Alten Kirchhof 12, tätig. „Die Themen hier sind vielfältig, sei es über Fragen in Bezug auf die Erziehung und Entwicklung von Kindern, Probleme in der Partnerschaft oder Konflikte in der Familie. Ein großer Bereich sind auch Schwierigkeiten rund um das Thema Trennung und das Zusammenleben in neu zusammengesetzten Familien“, berichtet Dr. Kristina Kraska.
Es ist ihr und Gundula Deicke, Fachbereichsleitung im BZM, aufgefallen, dass die Problemlagen vielschichtiger werden. So kommt beispielsweise eine Mutter mit zwei Söhnen in die Beratung. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt und lebt mit einem neuen Partner zusammen. Es gab Gewalt in der Ehe. Die Umgänge zwischen Vater und Kindern müssen noch geregelt werden. Der neue Partner weiß nicht welche Art der Beziehung er zu den „Stiefkindern“ aufbauen kann und will. Die Kinder sind traumatisiert durch das Miterleben der elterlichen Gewalt, fühlen sich unsicher in ihrer neuen Lebenswirklichkeit und erleben Loyalitätskonflikte zwischen Mutter und Vater. „Diese Frau fühlt sich hochbelastet und allein gelassen bei der Erziehung der Kinder. Außerdem will ein Sohn gerade nicht mehr zur Schule gehen“, skizziert Diplom Psychologin Gundula Deicke einen Fall, der in solcher Komplexität häufig vorkommt. „Wir schauen nun, wie wir helfen können. Was möchte die Mutter, welche Probleme sollen angegangen werden? Benötigen die Kinder auch einzeln Hilfe?“, erläutert sie das Vorgehen.
Vielfältige Themen
Was kann im BZM besprochen werden? Sollten auch andere Stellen einbezogen werden? Schritt für Schritt können die unterschiedlichen Themen in den Blick genommen werden und eventuell kommt ein längerer Beratungsprozess in Gang. Daneben geht es aber auch um „ganz normalen“ Unsicherheiten im Erziehungsalltag: vom abendlichen Einschlafen bei Kleinkindern bis hin zum Umgang mit pubertierenden Jugendlichen. Gelegentlich reicht es den Betroffenen, einmal alles zu besprechen und erste Anregungen mitzunehmen. Manchmal entsteht ein Vertrauen, so dass sich die Eltern beim nächsten Anlass wieder ans BZM wenden.
Auch Jugendliche melden sich selbst, sei es wegen Stress mit Mitschülern, in der Familie oder aufgrund eigener emotionaler Problemlagen. Gerade wenn es zum Beispiel Schwierigkeiten mit psychisch beeinträchtigten Eltern gibt und sie sich zu Hause wenig in ihren Bedürfnissen wahrgenommen fühlen, ist das BZM eine wichtige Anlaufstelle. „Für die Kinder und Jugendlichen entstehen manchmal ernste eigene Problemlagen, bei den wir sie begleiten und nach Lösungen suchen“, ergänzt Psychologin Gundula Deicke.
Auch bei Paar- und Familienproblemen hilft das BZM
Die Paar- und Lebensberatung, die traditionell als kirchlich-diakonisches Angebot finanziert wird, integriert sich in das Angebot für Familien. Erwachsene Einzelpersonen und Paare aus dem Kirchenkreis Altholstein können bei persönlichen Problemen und Krisen, psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. „Gerade die Lebensberatung wird viel von Erwachsenen zwischen 18 und 27 Jahren mit schwierigen, manchmal traumatischen Erfahrungen nachgefragt. Das sind junge Menschen, die aufgrund persönlicher und sozialer Probleme im Leben noch nicht richtig Fuß gefasst haben“, berichtet Dr. Kristina Kraska. Für manche ist eine krankenkassenfinanzierte Psychotherapie empfehlenswert, doch da ist es schwer, kurzfristig einen Platz zu bekommen. Zudem ist es nicht für jeden Ratsuchenden das richtige Angebot, zumal feste Terminstrukturen eingehalten werden müssen.
Mit dem Angebot der Lebensberatung steht das BZM also an der Schnittstelle zur psychotherapeutischen Versorgung. „Wir haben ein Herz für alle, die sonst nirgends landen. Wir können sie so annehmen, wie sie sind“, erklärt Gundula Deicke. Menschen mit ganz unterschiedlichen persönlichen Hintergründen und Problemen wenden sich ans BZM. „Natürlich haben wir ebenfalls begrenzte Kapazitäten, daher schauen wir auch, wie geordnet jemand ist, und verweisen diejenigen, die damit zurechtkommen, an einen niedergelassenen Psychotherapeuten. Oft bieten wir Gespräche zur Überbrückung an“, ergänzt Dr. Kristina Kraska.
Gehen oder bleiben?
Zur Paarberatung kommen häufig Paare in der Krise mit der Frage, ob es noch sinnvoll ist zusammen zu bleiben oder wie man die Beziehung verbessern könnte. Bei starken Ambivalenzen mündet die Beratung manchmal auch in eine Trennung. „Schön zu erleben ist, wenn es gelingt, das Paar wieder konstruktiv miteinander ins Gespräch zu bringen, so dass sie ein tieferes Verständnis für ihre jeweiligen Gefühle bekommen und ihre Bedürfnisse wieder besser wahrnehmen können“, sagt Gundula Deicke.
Eine Anmeldung zur Beratung erfolgt ohne bürokratische Hürden telefonisch oder persönlich über das Sekretariat. „Wir wollen möglichst zeitnah zu flexiblen Zeiten unsere Beratung anbieten. Mal sind kurzfristig freie Kapazitäten vorhanden, in der Regel erhalten Ratsuchende innerhalb von vier Wochen ein erstes Gespräch“, erklärt Gundula Deicke. Rund 60 Minuten, bei Familien können es auch 90 Minuten sein, nehmen sich die Fachkräfte Zeit, um in Ruhe das Anliegen zu verstehen und schon erste Anregungen mit auf den Weg zu geben. „Für schwierige Fragestellungen nutzen wir regelmäßig die kollegialen Fallbesprechungen oder Supervision, um uns im multiprofessionellen Team zu unterstützen“, erläutert Gundula Deicke.
Insgesamt arbeiten acht psychologogische und pädagogische Fachkräfte für die Erziehungs-, Familien-, Paar- und Lebensberatung im BZM. Alle Angebote sind kostenfrei und vertraulich. Neben der psychologischen Beratung in Einzelfällen gibt es spezialisierte Gruppenangebote für Kinder oder Eltern, über die man sich auch auf der Homepage informieren kann. ■