Schuldner- und Insolvenzberatung kann der hohen Nachfrage kaum noch gerecht werden
- Gesa Kitschke, Geschäftsführerin Diakonie Altholstein
- Jasmin Berg, Fachbereichsleiterin Schuldnerberatung der Diakonie Altholstein
- Carsten Hillgruber, erster Stadtrat der Stadt Neumünster
Die Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie Altholstein in Neumünster verzeichnet eine kontinuierlich steigende Nachfrage von Ratsuchenden. Im Jahr 2023 standen 110 Personen nach einem Erstgespräch auf der Warteliste für die laufende Beratung und die Wartezeit lag im Durchschnitt bei fünf Monaten. „Es ist wichtig, die Wartezeit für Ratsuchende deutlich zu verkürzen, damit sich die Probleme nicht weiter zuspitzen. Gerade wenn der Übergang von der Schuldner- in die Insolvenzberatung erforderlich ist, verlieren wir viele Klient*innen, weil wir den Bedarf nicht mehr decken können“, erklärt Jasmin Berg, die die Beratungsstelle als Fachbereichsleiterin Schuldnerberatung bei der Diakonie Altholstein leitet.
Das Team der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle bemüht sich nach Kräften, die steigende Anfrage zu bedienen, steht jedoch selbst vor einem Dilemma: Wie viele andere Schuldnerberatungsstellen in Schleswig-Holstein steckt auch die Beratungsstelle in Neumünster in finanziellen Schwierigkeiten. Hintergrund sind die im Zuge der Inflation gestiegenen Betriebskosten und tarifliche Anpassungen bei den Personalkosten. Demgegenüber wurde die Finanzierung der Insolvenzberatung durch das Land seit Jahren nicht angepasst. In Neumünster führte dies dazu, dass in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine Verwaltungskraftstelle mit 23 Wochenstunden nicht nachbesetzt werden konnte, weil die finanziellen Mittel fehlten.
„Unsere Mitarbeiter*innen gehen an ihre Belastungsgrenzen, um die stetig steigende Nachfrage unter den aktuellen Rahmenbedingungen zu bedienen“, erläutert Gesa Kitschke, Geschäftsführerin der Diakonie Altholstein und fordert: „Das Land muss hier dringend nachjustieren – dass wir Menschen, die bereits den Weg zu uns in die Beratung gefunden haben, nicht weiterhelfen können, weil die Kapazitäten im Bereich der Insolvenzberatung fehlen, ist unhaltbar.“ Konkret geht es Kitschke um eine jährliche Dynamisierung der Fördersumme entsprechend der tariflichen Steigerungen.
Schuldnerberatung Auswirkungen der Krisen spürbar
Während die Insolvenzberatung vom Land getragen wird, liegt die Finanzierung der Schuldnerberatung in den Händen der Stadt Neumünster. „Die Stadt Neumünster sieht den hohen Bedarf in der Schuldnerberatung und hat beschlossen, die gestiegenen Sach- und Personalkosten für 2024 und 2025 aufzufangen. Wir sind dankbar, mit der Stadt einen verlässlichen Partner an unserer Seite zu wissen“, so Kitschke.
Im Bereich der Schuldnerberatung lag die Anzahl der Ratsuchenden 2023 mit 744 Fällen 13 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Anzahl der Neuanfragen nahm sogar um 35 Prozent zu. Hintergrund sind die Coronakrise und nun die Preissteigerungen in Folge des Krieges auf die Ukraine, die immer mehr Menschen mit geringem Einkommen an ihre finanziellen Grenzen bringen.
„Menschen mit geringen Einkommen müssen im Verhältnis mehr Geld für Wohnkosten und Nahrungsmittel aufbringen als Personen mit höherem Einkommen. Vielen Menschen, die zu uns in die Beratung kommen, stellt sich die Frage, wo noch gespart werden soll, wenn die Ausgaben für die notwendigsten Dinge im Leben wie Wohnung, Energie und Lebensmittel weiter steigen“, erläutert Berg. Kommt dann noch ein unerwartetes Ereignis wie Arbeitslosigkeit, Trennung oder Krankheit hinzu, ist der Schritt in die Überschuldung nur noch ein kleiner.
„Umso wichtiger ist es, dass das Land und die Stadt Neumünster Hand in Hand arbeiten“, sagt Carsten Hillgruber, erster Stadtrat der Stadt Neumünster. „Denn wenn in einer solchen Situation die Überführung in die Insolvenzberatung nicht gelingt, dann sind unsere Hilfen ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Schuldner- und Insolvenzberatung
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