Schuldnerberatung: Immer mehr Menschen suchen Rat
Itzehoe. Wenn das Geld nicht mehr reicht, kann es schnell unangenehm werden: Immer häufiger geht es für Christoph Feige und sein Team von der Schuldnerberatung von Steinburg Sozial darum, Kontopfändungen oder gar die Räumung der Wohnung wegen Mietschulden zu verhindern. Dabei zögern viele den Gang zur Beratungsstelle mitten in Itzehoe hinaus, bis es fast zu spät ist. „Viele Menschen kommen erst zu uns, wenn der Druck besonders groß ist und z.B. eine Kontopfändung das Geldabheben unmöglich macht“, erklärt Feige.
Über eine mangelnde Nachfrage kann sich die Schuldnerberatung des gemeinnützigen Trägers Steinburg Sozial trotzdem nicht beklagen Um 8,5 Prozent stiegen die Beratungen in 2018 an. Das bedeutet, dass 458 Hilfesuchende zum ersten Mal Rat bei der allgemeinen Schuldnerberatung suchten. Der Kreis Steinburg gehört, laut dem Schuldenatlas der Creditreform, zu den Kreisen in Schleswig-Holstein mit der höchsten Verschuldungsquote. 12,15 Prozent der Menschen sind in Steinburg verschuldet, das sind rund 16.000 Menschen. Dennoch wird nur ein geringer Teil dieser Menschen die Schuldnerberatung erreicht. Sowohl fehlende Kenntnisse über die Angebote könnte eine Ursache sein, als auch eine zu geringe Beratungskapazität. „Ich begrüße es ausdrücklich, dass das Land Schleswig-Holstein die Gelder für die Insolenzberatung aufgestockt hat, um so den erhöhten Bedarfen Rechnung zu tragen. Mit dem Kreis Steinburg sehe ich Gesprächsbedarf, um entsprechend auch für die allgemeine Schuldnerberatung die Kapazitäten anzupassen“, sagt Geschäftsführer Heinrich Deicke.
Christoph Feige, Leiter der Schuldnerberatung, möchte die Angebote auch bekannter machen. „Auch wenn Ver- und Überschuldung ein Tabuthema ist, wollen wir stärker an die Öffentlichkeit treten um das Hilfsangebot bekannter zu machen“, sagt Feige. Das Team der Schuldnerberatung hat daher unterschiedliche Wege beschritten, um ver- und überschuldete Menschen im Kreis Steinburg auf die kostenlose Beratung aufmerksam zu machen und rechtzeitig Hilfe zu bieten. So wurde in Glückstadt zum 1. Juni 2018 eine zusätzliche Schuldnerberatungsstelle eingerichtet, die dienstags und donnerstags geöffnet hat. 49 Glückstädter nahmen dieses Angebot zum ersten Mal an. „Es gibt auch Überlegungen die Sprechzeiten auszuweiten“, berichtet Feige. Auch die überarbeiteten Faltblätter wurden großflächig verteilt. Auf der Internetseite www.steinburg-sozial.de können sich die Nutzer zudem Unterlagen zur Vorbereitung des ersten Termins einfach herunterladen. Kurzfristige Termine kann das siebenköpfige Team fast immer anbieten, und eine Prämisse ist Christoph Feige wichtig: „Niemand wird weggeschickt!“
Einen weiteren Schwerpunkt legt das Team um Christoph Feige auf die Präventionsarbeit an Schulen. „Wir wollen die Jugendlichen sensibilisieren, wie schnell man in eine Schuldenfalle tappen kann und wie schnell sich Schulden anhäufen können“, sagt Deicke. 19 Veranstaltungen konnten im Vorjahr durchgeführt werden. 13 davon an allgemeinbildenden Schulen, vier an Berufsschulen und zwei Multiplikatorenschulungen. „Alle Schulen haben auch für 2019 bereits Terminwünsche an uns herangetragen“, berichtet Feige. Möglich ist dieses regelmäßige Angebot durch die Einstellung einer neuen Kollegin, die sich schwerpunktmäßig um diesen Bereich kümmert.
BU: Heinrich Deicke, Geschäftsführer, und Christoph Feige, Fachbereichsleiter Schuldnerberatung, stellen den Jahresbericht vor.