Schuldnerberatungsstelle: Schon jetzt hohe Auslastung und deutlich steigender Beratungsbedarf in Sicht
(Itzehoe, 06.07.2022) Auch im zweiten Jahr der Corona Pandemie verzeichnete die Schuldnerberatung des gemeinnützigen Trägers Steinburg Sozial weiterhin eine hohe Nachfrage: Trotz der bestehenden Beschränkungen, wie die Einführungen der 3-G-Regel und eine Einschränkung des Publikumsverkehrs, konnte das Team um Christoph Feige in Itzehoe und der Außenstelle Glückstadt 430 Schuldner/innen braten. „Die Auslastung ist zurzeit sehr hoch und in komplexen Fällen wie der Verbraucherinsolvenzberatung, sind wir gezwungen eine Warteliste zu führen,“ erläutert Christoph Feige. Auch die Reform im Pfändungsschutzrecht hat zu einer höheren Nachfrage in der Schuldnerberatungsstelle geführt. Mit der Reform ist es anerkannten Stellen, zu denen auch die Schuldnerberatungsstelle gehört, möglich, Leistungen zu bescheinigen, die zuvor über das Vollstreckungsgericht freigegeben werden mussten.
Die Entwicklungen im Jahr 2021 haben auch deutlich gemacht, dass besonders der von Steinburg Sozial vollzogene Schritt, seinen Standort in Glückstadt weiter auszubauen und die Sprechzeiten auszuweiten, richtig war. So wurde schnell offensichtlich, dass dezentrale Strukturen die Menschen dabei unterstützen die Beratungsstelle aufzusuchen. So steigt besonders auch am Standort Glückstadt die Nachfrage stetig an. „Wir freuen uns, dass wir mit diesem Schritt den Zugang zur Schuldner- und Insolvenzberatung deutlich verbessert haben und dies von der Bevölkerung auch angenommen wird“ betont Vanessa Trampe-Kieslich, Geschäftsbereichsleiterin Soziale Hilfen.
Ein Weg, der gegangen werden muss
Trotz der steigenden Nachfrage gibt es nach wie vor eine große Anzahl an Schuldner/innen, die nicht in die Beratungsstelle finden. Der Kreis Steinburg hat laut Schuldneratlas der Creditreform auch im vergangenen Jahr eine der höchsten Überschuldungsquoten in Schleswig-Holstein (10,5%). Das würde bedeuten, dass es ca. 13.000 überschuldete Menschen im Kreis geben müsste. Demgegenüber stehen weniger als 600 Anfragen jährlich bei der Schuldnerberatung von Steinburg Sozial. „In der Schuldnerberatung kommt es häufig vor, dass die Ratsuchenden Angst vor den Beratungsgesprächen haben oder diesen zumindest skeptisch gegenüber stehen. Sie fürchten, dass ihnen Fehlverhalten oder gar betrügerische Absicht unterstellt werden,“ erklärt Schuldnerberater Feige. „Uns ist es wichtig zu vermitteln, dass wir die Ratsuchenden nicht verurteilen oder ihnen Unfähigkeit vorwerfen.“ Damit verbunden ist die Hoffnung, dass noch viel mehr Menschen, die Hilfe der Beratungsstelle annehmen. Auch Ellen Gahtow vom Dezernat für Jugend, Soziales, Kommunalaufsicht, Schulen und Kultur beim Kreis Steinburg möchte Bürger/innen dazu ermutigen, die Beratungsstelle im Bedarfsfall aufzusuchen: „Nutzen Sie das Angebot, um so zum Beispiel auch Ihre beruflichen Perspektiven zu verbessern.“
Da kommt noch was
Blickt man auf die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, dann wird klar, dass die Spitze des Eisberges längst nicht erreicht ist. So rechnet Vanessa Trampe-Kieslich damit, dass sich die Auswirkungen der Pandemie erst in zwei bis drei Jahren bei den Schuldner/innen bemerkbar machen wird. Viel schneller wird aber das politische Geschehen in Russland und der Ukraine Menschen in finanzielle Not treiben. „Wenn zum Jahresende die Stromabrechnungen und die Heizkostenforderungen der Vermieter/innen ankommen, dann wird das viele Menschen schwer treffen,“ erklärt Vanessa Trampe-Kieslich. Diese Entwicklungen beobachtet das Team mit großer Sorge. Problematisch sei auch, dass die Sozialleistungen auf die ein Großteil der Klient/innen angewiesen ist, nicht im gleichen Maße steigen, wie die aktuellen Lebenshaltungskosten, ergänzt Trampe-Kieslich.
Die Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle des gemeinnützigen Trägers Steinburg Sozial richtet sich mit ihrem Beratungsangebot an die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Steinburg. Die Beratung ist kostenlos. Finanziert wird die Beratung vom Land Schleswig-Holstein, dem Kreis Steinburg und dem Sparkassen- und Giroverband.
Neben der Beratung in Itzehoe bietet die Schuldnerberatung auch Sprechstunden in Glückstadt und Kellinghusen an.