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Schuldnerberatungsstelle stellt sich auf deutlich steigenden Beratungsbedarf ein

(Neumünster, 11.07.2022) Auch im zweiten Jahr der Corona Pandemie verzeichnete die Schuldnerberatungsstelle, die die Diakonie Altholstein in Neumünster betreibt, weiterhin eine hohe Nachfrage: Trotz der bestehenden Beschränkungen, wie die Einführungen der 3-G-Regel und eine Einschränkung des Publikumsverkehrs, stiegen die Fallzahlen um 12 Prozent. „Mit Ausnahme des Sommers wurden viele Beratungen telefonisch geführt. Dadurch wurde die Beratung sowohl für die Beraterinnen als auch die Ratsuchenden erschwert,“ erklärt Jasmin Berg, die seit September 2021 die Schuldner- und Insolvenzberatung leitet und auf Sybille Schwenk folgt. Die Tatsache, dass Informationen und Unterlagen per Post oder E-Mail im Vorfeld versendet werden mussten, sorgte auf allen Seiten für erhöhten Arbeitsaufwand und führte zu zeitlichen Verzögerungen. Dennoch konnte das Team um Jasmin Berg im Jahr 2021 insgesamt 785 Schuldner/innen beraten.

Verdoppelt hat sich im letzten Jahr die Zahl der gestellten Insolvenzanträge. Sie ist von 93 auf 188 gestiegen. Ausschlaggebend hierfür war eine Änderung der Insolvenzordnung, die zum 01.01.2021 in Kraft trat,  wodurch sich das Insolvenzverfahren von sechs auf drei Jahre verkürzt. Da die Verkürzung des Insolvenzverfahrens bereits im Sommer 2020 angekündigt wurde und viele Ratsuchende mit der Antragstellung bis zum Inkrafttreten gewartet haben, ist dieser Anstieg in erster Linie auf einen kurzfristigen Effekt zurückzuführen.

Langfristig hingegen wird eine Veränderung des Pfändungsschutzrechts in der Beratung spürbar sein, die im Dezember letzten Jahres in Kraft trat. Mit der Reform ist es anerkannten Stellen, zu denen auch die Schuldnerberatungsstelle gehört, möglich, Leistungen zu bescheinigen, die zuvor über das Vollstreckungsgericht freigegeben werden mussten. „Wir begrüßen diese Entwicklung, gehen jedoch davon aus, dass wir dadurch eine deutlich höhere Nachfrage haben werden,“ meint Jasmin Berg.

Ausgehend von der bereits jetzt hohen Auslastung in der Schuldnerberatung in Neumünster, bereitet dem Team um Jasmin Berg vor allem der Blick in die Zukunft Sorge. Der ‚Ansturm‘ auf die Schuldnerberatung erfolgt immer zeitverzögert zur auslösenden Krise. Viele Betroffene können zum Beispiel pandemiebedingte Einkommenseinbußen etwa durch die Reduzierung der Ausgaben oder das 

Auswirkungen zeigen sich noch

Aufbrauchen des Sparguthabens noch eine Zeit lang kompensieren. „Wir rechnen damit, dass sich die Auswirkungen der Pandemie erst in zwei bis drei Jahren bei den Schuldner/innen bemerkbar machen werden. Viel schneller wird aber das politische Geschehen in Russland und der Ukraine Menschen in finanzielle Not treiben,“ erklärt Heinrich Deicke, Geschäftsführer der Diakonie Altholstein. Wenn zum Jahresende die Stromabrechnungen und die Heizkostenforderungen der Vermieter/innen ankommen, dann wird das viele Menschen schwer treffen und auch Energiesperren drohen. „Problematisch ist auch, dass die Sozialleistungen auf die ein Großteil der Klient/innen angewiesen ist, nicht im gleichen Maße steigen, wie die aktuellen Lebenshaltungskosten,“ so Deicke weiter. 

Vor diesem Hintergrund möchte Deicke Menschen ermutigen, frühzeitig die Schuldnerberatungsstelle aufzusuchen, falls sie ihre laufenden Kosten nur schwer begleichen und immer öfter auf den Dispokredikt ihres Girokontos zurückgreifen müssen. Hier werden sie auf Augenhöhe beraten und gemeinsam Lösungen zur Bewältigung von finanziellen und sozialen Problemlagen entwickelt.

Schuldner- und Insolvenzberatung

Gartenstraße 28
24534 Neumünster

Öffnungszeiten
Montag - Freitag 08:30 - 12:00 Uhr
Dienstag und Donnerstag 14:00 - 17:00 Uhr

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