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Wohnungslosigkeit ist ein zunehmendes Problem auch im Kreis Segeberg

(Kreis Segeberg, 30.3.2021) Die Zahl der Mensch in Wohnungsnot nimmt bereits seit Jahren bundesweit immer weiter zu. Nicht nur Großstädte wie München, Hamburg oder Kiel sind davon betroffen, auch immer mehr Kreise haben mit Menschen, die wohnungslos werden oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind zu tun. „Vermehrt Junge und Heranwachsende, aber auch Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund sind von Wohnungslosigkeit bedroht. Da braucht es Ideen, wie man das Problem in den Griff bekommen kann“, sagt Heinrich Deicke, Geschäftsführer der Diakonie Altholstein. „Wir begrüßen es daher sehr, dass sich der Kreis dieser wachsenden Problematik angenommen hat und durch die Finanzierung verschiedener Angebote darauf reagiert“. 

Aus Sicht des Kreises bedeutet das Engagement in diesem Themenfeld im Rahmen der kommunalen Begleitmaßnahmen nach § 16a SGB II sowie des § 35 und § 67 SGB XII, Personen in prekären finanziellen Lagen beim Erhalt der Wohnung oder der Suche nach einer angemessenen Unterkunft zu helfen. „Der Kreis hat deshalb sein Budget für diese Hilfen erheblich erhöht, um mit Unterstützung der Diakonie Altholstein die Maßnahmen zu verstärken, die dem Abbau dieses Vermittlungshemmnisses dienen“, so Jörn Giesecke, dem Leiter des zuständigen Fachdienstes beim Kreis Segeberg.       

Wichtigster Baustein der Arbeit des Teams ist die Wohnungsnotlagenberatung. Ziel ist es, die aktuelle Wohnungsnot der Ratsuchenden zu lindern oder im besten Fall zu beseitigen. „Grundlage unserer Beratung ist die Beseitigung oder Minderung von Vermittlungshemmnissen sowohl in Wohnungsangelegenheiten als auch bei der Arbeitslosigkeit. Durch fehlende Ausbildung oder Schulabschluss befinden sich die Klient*innen oftmals in einem Kreislauf und haben nur Arbeitsverhältnisse mit entsprechend niedrigem Einkommen. Verlieren sie ihren Job, so verlieren sie dann häufig durch Mietschulden ihren Wohnraum und werden teilweise wohnungslos“, berichtet Fachbereichsleiter Norbert Penning.

Ohne Wohnraum ist die Möglichkeit einer Arbeitsaufnahme jedoch stark eingeschränkt. Und ohne einen Arbeitsvertrag ist wiederum die Chance eine Wohnung zu bekommen nahezu aussichtslos. „Wir unterstützen und beraten unsere Klient*innen mit dem Ziel, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Hierbei stehen die für die Wohnungssuche hinderlichen Problemlagen im Fokus und werden gemeinsam bearbeitet, um eine zeitnahe Erschließung von Wohnraum zu ermöglichen“, sagt Norbert Penning. Den Menschen soll so ermöglicht werden, eine eigene Wohnung zu erhalten und dadurch auch den Weg in den ersten Arbeitsmarkt wieder zu finden. „Wir wollen die Situation der Betroffenen nachhaltig und langfristig stabilisieren und somit auch zukünftig Handlungskompetenzen stärken, damit die Klient*innen nicht mehr in Wohnungsnot geraten“, betont er. 

Seit Februar 2021 ist das Team der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Altholstein für den Kreis Segeberg ihre Arbeit in vollem Umfang aufgenommen. Bereits im vergangenen Jahr konnten 803 Beratungen durchgeführt werden. Mit den Hauptberatungsstellen in Bad Segeberg (Lübecker Straße 10-12) und Kaltenkirchen (Haus der Sozialen Beratung, Flottkamp 13b) sowie weiteren Anlaufstellen unter anderem in Wahlstedt, Bad Bramstedt oder Bornhöved, ist ein kreisweites Angebot gesichert. Durch die finanzielle Unterstützung des Kreises ist die Beratung  kostenfrei. 

Netzwerk und Kontakte

Norbert Penning leitet das fünfköpfige Team. „Wir sind immer noch in der Vernetzungsarbeit, um unser Angebot kreisweit bekannt zu machen, aber wir bekommen schon sehr viele positive Rückmeldungen“, sagt Norbert Penning. Insgesamt 303 Haushalte wurden 2020 beraten. Gründe für die Kontaktaufnahme waren zumeist Kündigungen oder fristlose Kündigungen, Räumungsklagen und Zwangsräumungen. Vermehrt wurde auch eine Wohnungsnot aufgrund von Trennung vom Partner oder der Partnerin genannt. „Wir haben aber auch Menschen in der Beratung, die aufgrund von gesundheitlichen Gründen eine barrierefreie Wohnung benötigen“, sagt er. Aber auch die Corona-Pandemie macht sich in der Beratung bemerkbar. „Wir haben allein in diesem Jahr schon zehn Fälle von Zwangsversteigerungen, weil beispielsweise das Einkommen weggebrochen ist“, berichtet Norbert Penning. 23 Personen konnte das Team der Wohnungsnotlagenberatung seit Beginn diesen Jahres schon in neue Wohnungen vermitteln.

Eine weitere Idee, wie man Menschen mit Migrationshintergrund vor der Wohnungslosigkeit bewahren kann, wird ebenfalls umgesetzt. So bietet die Diakonie Altholstein im Kreis Segeberg ein Wohnkompetenztraining für Menschen mit Fluchterfahrung an. In diesem Kursus werden die Grundlagen und Fertigkeiten vermittelt, die für die Anmietung von eigenem Wohnraum relevant sind. So lernen die Teilnehmenden beispielsweise das richtige Lüften und Heizen, aber auch was eine Hausordnung ist und welche Rechte und Pflichten es als Mietende gibt. Bis zu 15 Teilnehmende können zurzeit an dem Online-Kursus teilnehmen. „Die Nachfrage ist sehr hoch“, sagt Norbert Penning. Nach Beendigung bekommen alle Teilnehmenden ein Zertifikat. „Wir haben vorab mit Wohnungsbaugesellschaften gesprochen und das große Interesse an solch einem Training auch von Seiten der Vermietenden wurde hier schnell deutlich“, berichtet Norbert Penning. Ziel sei es, die Menschen für den ersten Wohnungsmarkt vorzubereiten.

„Wir erleben leider immer wieder, dass Geflüchtete ihre Rechte und Pflichten bei der Anmietung einer Wohnung nicht kennen. Das kann auf allen Seiten zu viel Unmut führen und im Zweifelsfall dazu, dass die Menschen die Wohnung schnell wieder verlieren. Das wollen wir mit diesem Ansatz vermeiden“, erklärt Vanessa Trampe-Kieslich, Geschäftsbereichsleiterin Soziale Hilfen bei der Diakonie Altholstein. Wer einmal eine Wohnung einer großen Gesellschaft verliert, hat oftmals Probleme, dort eine neue Wohnung zu bekommen „Wir haben oft den Fall, das eine Gesellschaft den meisten mietbaren Wohnraum in einer Region vermietet und dann wird es natürlich sehr schwierig“, ergänzt Norbert Penning.

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