2

Über ein Jahr im Einsatz: Zahnmobil sichert zahnmedizinische Akutversorgung für Bedürftige

Nach gut einem Jahr ist das Zahnmobil im Einsatz und bietet hilfebedürftigen Menschen an insgesamt 16 Standorten in Schleswig-Holstein eine mobile zahnmedizinische Akutbehandlung. Längst hat sich das Zahnmobil, das in Kooperation zwischen dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) und der Diakonie Altholstein entstanden ist, als unverzichtbare Hilfe für Menschen in Not etabliert.

So wurden im Jahr 2024 bereits 793 Behandlungen durchgeführt und Menschen versorgt, die aufgrund von Armut, Alter oder Obdachlosigkeit keinen Zugang zu regulären Zahnarztpraxen haben. Dabei sind die Behandlungszahlen in Kiel im Vergleich zu anderen Standorten aufgrund der hohen Anzahl an Bedürftigen besonders hoch. „Das Zahnmobil ist für die Stadt Kiel von unschätzbarem Wert. Hier haben viele Menschen mit existenziellen Sorgen zu kämpfen und ihre Mundhygiene und zahnmedizinische Behandlung schlichtweg aus den Augen verloren.“, erläutert Gesa Kitschke, Geschäftsführerin der Diakonie Altholstein und ergänzt: „Genau da setzt das Zahnmobil an: Es baut Hürden ab und bringt die Akutversorgung direkt zu den Betroffenen.“

Das Zahnmobil ist an vier Tagen in der Woche unterwegs. Auf dem Tourenplan, der unter anderem die Standorte Flensburg, Lübeck, Bad Segeberg und Neumünster umfasst, stehen montags und dienstags Landesunterkünfte, an denen geflüchtete Menschen untersucht, beraten und behandelt werden. Mittwochs und donnerstags werden Standorte der Wohnungslosenhilfe angefahren. In Kiel macht das Zahnmobil zwei bis drei Mal im Monat Halt und fährt hier den Kieler Anker in der Kaiserstraße sowie der Schaßstraße an, ebenso wie St. Nicolai und die GU Wik. Neben approbierten Zahnärztinnen und Zahnärzten fahren auch Zahnmedizinstudierende der CAU im Zahnmobil mit. So lernen sie bereits in ihrem Studium auch in einer mobilen Zahnarztpraxis zu arbeiten und Menschen mit unterschiedlichen Biografien nach ihren individuellen Bedürfnissen zu behandeln.

„Eine unzureichende zahnmedizinische Versorgung wirkt sich nicht nur auf die Zahngesundheit aus, sondern kann auch den allgemeinen Gesundheitszustand erheblich beeinträchtigen, denn ständige Entzündungen des Zahnhalteapparates belasten den Körper erheblich.“, erläutert Prof. Dr. Christof Dörfer, Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie. „Eine eingeschränkte Kaufunktion beeinträchtigt nicht nur das Essen selbst, sondern auch die Zerkleinerung der Nahrung und damit die Aufnahme wichtiger Nährstoffe.“, ergänzt Frau Prof. Dr. Schlenz-Helmke, Direktorin der Klinik für Zahnmedizinische Prothetik. „Außerdem ist die Früherkennung von Schleimhautveränderungen im Mund ein entscheidendes Element für die Mundgesundheit.“, fügt Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang, Direktor der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Initiator des Zahnmobils hinzu.

 „Angst, Unsicherheit, Scham sowie psychische und physische Belastungen halten viele Menschen jedoch davon ab, reguläre Zahnarztpraxen aufzusuchen. Für sie ist das Zahnmobil eine diskrete und dringend benötigte Lösung“, ergänzt Josefine Scotti, Gesamtkoordinatorin des Zahnmobils bei der Diakonie Altholstein.

Finanzierung und Spenden

Die Finanzierung erfolgt durch das UKSH und die Diakonie Altholstein gemeinsam. Das UKSH hat mit Mitteln der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein und der Förderstiftung des UKSH das Zahnmobil beschafft, es zum Behandlungszimmer umgebaut und mit einem Röntgengerät ausgestattet. Außerdem gewährleistet das UKSH den laufenden zahnmedizinischen Betrieb an Bord. 

Die Diakonie Altholstein trägt die Personalkosten für die Fahrer und die Koordinierungsstelle und erhält Unterstützung durch das Diakonische Werk Schleswig-Holstein und die Peter-Jensen-Stiftung.

„Um die flächendeckende Versorgung in Schleswig-Holstein auch künftig sicherzustellen und das Angebot über die bestehenden 17 Standorte hinaus auszubauen, sind wir neben Fördermitteln insbesondere auf Spenden angewiesen.“ betont Gesa Kitschke.

Interessierte, die das Zahnmobil finanziell unterstützen möchten, sind herzlich eingeladen, sich an das UKSH oder die Diakonie Altholstein zu wenden.

Weitere Informationen

Den aktuellen Einsatzplan finden Sie hier: www.diakonie-altholstein.de/unterstuetzung-bei-krankheit-und-im-alter/zahnmobil