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Schuldnerberatung wirkt: Hoher Bedarf und lange Wartezeiten – Jetzt handeln

Die Nachfrage nach Schuldnerberatung in Neumünster bleibt ungebrochen hoch. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Ratsuchenden in der Beratungsstelle der Diakonie Altholstein kontinuierlich gestiegen. So suchten im vergangenen Jahr 877 Personen die allgemeine Schuldnerberatung auf – ein Anstieg von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und sogar 34 Prozent mehr als 2022. Obwohl die Neuaufnahmen im Vergleich zum Vorjahr um nur 2 Prozent zugenommen haben, zeigen die Zahlen im Vergleich zu 2022 einen signifikanten Anstieg von 38 Prozent.

Die steigende Nachfrage nach Schuldnerberatung verdeutlicht die drängenden finanziellen Herausforderungen, mit denen viele Menschen in Neumünster konfrontiert sind. Diese Entwicklungen haben jedoch auch eine Kehrseite: Die Wartelisten wachsen, da die Beratungsstellen mit der Anzahl der Ratsuchenden nicht Schritt halten können.

„Im Berichtsjahr konnten 112 Personen von der Warteliste nicht mehr in die laufende Beratung aufgenommen werden“, berichtet Jasmin Berg, Fachbereichsleiterin der Schuldnerberatung. „Die Komplexität der Beratungsfälle nimmt zu, was die Dauer der einzelnen Beratung verlängert.“ Die Gründe hierfür sind vielfältig: bspw. hohe Gläubigerzahlen sowie psychische und Suchterkrankungen spielen eine Rolle. 

Und selbst, wer die Aussicht auf einen Beratungstermin erhält, musste im vergangenen Jahr eine Wartezeit von durchschnittlich fünf Monaten zwischen dem Erstgespräch und der Aufnahme in die laufende Beratung in Kauf nehmen.

Geschäftsführerin Gesa Kitschke sieht das kritisch: „Meistens wenden sich Ratsuchende erst an uns, wenn der Leidensdruck schon enorm hoch ist. Die langen Wartezeiten führen dann häufig zu einer Verschärfung der Probleme und Resignation bei den Betroffenen. Ein Ausbau der Kapazitäten in der Schuldnerberatung wäre deshalb dringend erforderlich.“ Zumal die Wirksamkeit von Schuldnerberatung durch diverse Studien belegt ist: Jeder investierte Euro führt zu Einsparungen von mindestens zwei Euro in Bereichen wie Sozialleistungen, Gesundheit und Wohnraumsicherung. Studien machen darüber hinaus deutlich, dass Schuldnerberatung messbare Wirkung in zentralen Lebensbereichen zeigt – von der Existenzsicherung über die Verbesserung der Einkommens- und Erwerbssituation bis hin zu psychosozialer Stabilisierung, gesundheitlichen Verbesserungen sowie dem Aufbau finanzieller Kompetenzen.

Vor diesem Hintergrund betont auch Thorsten Hippe, Geschäftsführer des Jobcenters Neumünster die Notwendigkeit von Schuldnerberatung. „Wir sehen unter unseren Kund*innen einen hohen Bedarf an Schuldnerberatung. Wir möchten die Stadt Neumünster somit darin bestärken, das bestehende Angebot mindestens auf dem aktuellen Stand zu erhalten, bestenfalls jedoch weiter auszubauen.“

„Die Überschuldungsquote von Neumünster ist mit knapp 16 Prozent etwa doppelt so hoch, wie die Überschuldungsquote von ganz Deutschland. Das Angebot der Schuldnerberatungsstelle ist für unsere Stadt allein deshalb immens wichtig“, betont  Carsten Hillgruber, erster Stadtrat der Stadt Neumünster 

Schuldner- und Insolvenzberatung

Die Diakonie Altholstein ist seit  dem Jahr 2000 Trägerin der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle in Neumünster. Die Beratungsstelle ist mit sieben Beraterinnen sowie drei Mitarbeiterinnen in der Verwaltung besetzt. Während die Insolvenzberatung vom Land getragen wird, liegt die Finanzierung der Schuldnerberatung in den Händen der Stadt Neumünster.