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60 Jahre Ev. Familienbildungsstätte Neumünster

(Neumünster, 08.09.2022) In Familien spiegelt sich die gesellschaftliche Vielfalt in aller Fülle wider. Familien sind einer der zentralen Lern- und Sozialisationsorte unserer Gesellschaft. Das Bedürfnis füreinander da zu sein, eint Familien. Die Gestaltung einer lebenswerten kinder- und familienfreundlichen Gesellschaft bedeutet eine frühzeitige und nachhaltige Unterstützung der Familien. In diesem Zusammenhang versteht sich Familienbildung als ein Handlungsfeld, in dessen Fokus die Aneignung und Erweiterung individueller Kompetenzen und Ressourcen für eine selbstbestimmte und selbstwirksame Gestaltung des Familienlebens steht. 

Schwangerschaftsgymnastik oder Ernährungstipps für werdende Mütter, das waren Kurse, mit denen die Ev. Familienbildungsstätte (FBS) im Jahr 1962 ihre Arbeit aufnahm. Heute ist ihre Unterstützung breit gefächert: Was als Mütterbildungswerk begann, hat nun die ganze Familie im Blick – Vater und Mutter, Kinder sowie Oma und Opa. Wissenserweiterung und aktive Beschäftigung mit der eigenen Familie stehen auf dem Programm. Über 60 Jahre hinweg hat sie die Entwicklung von Familien und des gesellschaftlichen Familienverständnisses begleitet. 

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Wenn man bedenkt, dass jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen ist, kommt der Arbeit der Familienbildungsstätten eine besondere Rolle zu. Denn Armut wirkt sich mehrdimensional auf das Leben, die Entwicklung und Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen aus. Kinder und Jugendliche aus Familien, die von Armut betroffenen sind, leiden unter Benachteiligung sowie soziokultureller Ausgrenzung. In Armut aufwachsen begrenzt, beschämt und bestimmt das Leben von Kindern und Jugendlichen. Die Corona-Pandemie hat die Situation für Familien noch mal verschärft. Vor diesem Hintergrund hat sich die Arbeit der Ev. Familienbildungsstätte in den vergangenen 60 Jahren enorm gewandelt. Auch das Verständnis von Familie, ihren Aufgaben und ihrer Rolle für den Einzelnen und für die Gesellschaft hat sich verändert. Familien leiden heute mehr denn je unter Verknappung zeitlicher Ressourcen. „Individualisierung, Digitalisierung, Gleichberechtigung, Ökonomisierung, gestiegene Mobilitätsanforderungen“ beschleunigen alle Lebensbereiche und stellen Familien vor enorme Herausforderungen. Diese Anforderungen sind hoch komplex und in ihrer Dynamik verlangen sie Eltern und Familien vielfältige Kompetenzen ab, um dem einfachen Familienalltag gerecht zu werden. Dafür brauchen Familien neben Erziehungskompetenz auch Beziehungskompetenz im Allgemeinen. An dieser Stelle setzt die Arbeit der Familienbildungsstätte an und bietet Eltern und Familien die Möglichkeit, sich mit Hilfe bedarfsgerechter Angebote der Familienbildung die notwendige Unterstützung zu erwerben. 

Foto: Geschäftsbereichsleitung Familie Andrea Dobin und Diakonie Altholstein-Geschäftsführer Heinrich Deicke vor der Zeittafel der FBS.

Kurze Übersicht der Geschichte der ev. Familienbildungsstätte

Immer (wieder) in Bewegung

Dies ist eines der Hauptkennzeichen der Familienbildungsstätte in Neumünster. Die letzten 10 Jahre begannen wie sie nun endeten: mit dem Umzug der FBS aus den Räumlichkeiten in der Vicelinstraße - heutige Krippe „Kleine Fische“ - in das Parkcenter in der Christianstraße, wo die FBS 2012 wieder öffnete. Mit dem erneuten Umzug aus der baulich maroden Immobilie in das hochherrschaftlich anmutende Katharina von Bora Haus, welches 2020 Am Alten Kirchhof 4 in Betrieb ging, wird ein weiterer Umzug sicherlich erspart bleiben, „denn einen besseren Ort für Bildung und Begegnung kann es wohl nicht geben“, betont Andrea Dobin, Geschäftsbereichsleitung Familie bei der Diakonie Altholstein und führt weiter aus: „Allerdings hat Corona der Familienbildung stark zugesetzt, so dass wir bis heute Kursleitende ersetzen müssen oder Familien erleben, die in eine Lethargie verfallen sind oder mit Auswirkungen der verschiedenen aktuellen Krisen zu kämpfen haben. Somit trifft dies vor allem Kinder auf verschiedensten Ebenen. Hier wollen und können wir mit unserem ganzheitlichen Angebot als Diakonie aus der Arbeit an der FBS heraus unterstützen, Präventionsarbeit leisten und wieder gemeinsam Spaß haben und nach vorne blicken.“

 

Die Sechziger

„Bräute- und Mütterbildung ist Hilfe zum gemeinsamen Leben in Ehe und Familie“, hieß es im ersten Programmheft 1963. Unter Rubriken wie „Wir erwarten Gäste“ und „Ein Kindchen wird erwartet“ fanden in erster Linie Frauen Angebote. Die Folge der großen Nachfrage war ständige Raumnot.

1962: Gründung als „Mütter- und Elternschule des Ev. Mütterbildungswerks“, Träger ist das Frauenwerk der Landeskirche
1963: 285 Teilnehmer/innen besuchen 25 Kurse in den Räumen Am Alten Kirchhof
1966: Die Außenstelle Bad Bramstedt entsteht

Die Siebziger

Neue Kursbereiche wie Eltern- Kind- Gruppen- oder Musikangebote entstehen. Neben den Müttern rücken die Kinder in den Mittelpunkt der Programmgestaltung. Frauenpolitische Diskussionen finden in Veranstaltungen wie „Mein Mann hat seine Arbeit, was habe ich?“ Raum in der Ev. Familienbildungsstätte. Mit Lehrgängen für arbeitslose Jugendliche und Kochkursen für Patienten des Psychiatrischen Behandlungszentrums Hahnknüll werden weitere Gesellschaftsgruppen in den Blick genommen.

1972: 2080 Teilnehmer/innen besuchen 183 Kurse
1973: Umbenennung in Ev. Familienbildungsstätte

Die Achtziger

In diesen Jahren erlebt die FBS einen regelrechten Boom. Mit dem Neubau in der Vicelinstraße hat die Raumnot ein Ende. Familienseminare und Handarbeitskurse finden regen Zulauf, außerdem werden nun auch gezielt Männer angesprochen: Männergesprächskreise und Vater-Kind-Gruppen entstehen. Tagesaktuelle Themen werden beim „Frauenpolitischen Stammtisch“ diskutiert und mit Sprachkursen für türkische Frauen wendet sich die FBS neuen Zielgruppen zu.

1981: 2779 Teilnehmer/innen besuchen 282 Kurse
1986: Das Haus in der Vicelinstraße 6 ist fertig. Der Kirchgemeindeverband wird Träger der FBS.

Die Neunziger

Die Seniorenarbeit, die mit der Seniorenredaktion startete, setzt neue Schwerpunkte. Die „Akademie am Vormittag“ oder die Hospiz- und Trauerangebote begreifen Bildung und Familie als lebenslange Themen. 

Politisch engagiert sich das Ev. Bildungswerk u.a. bei der Familiendemo 1997. Aber auch neue Schwierigkeiten tauchen auf: Zum ersten Mal wird die Finanzierung der Familienbildung eingeschränkt.

1992: 7247 Teilnehmer/innen besuchen 571 Kurse
1998: Die FBS wird Teil des „Ev. Bildungswerks“ im Diakonischen Werk des Kirchenkreises Neumünster

Die Nullerjahre

Unter dem Dach der Familienbildung entstehen zahlreiche neue Projekte: wellcome unterstützt ehrenamtlich junge Familien, die Vorleseinitiative NeLe entwickelt sich zur festen Größe in Neumünsters Kindergärten. Mit dem Schnuppergarten für Kinder unter drei Jahren oder der Ausbildung zur Tagespflegeperson legt die FBS einen Grundstein für die frühkindliche Bildung. Das Mehrgenerationenhaus öffnet 2008´seine Türen. Auch im Jubiläumsjahr werden Akzente gesetzt: Die „Elternbegleitung Plus“ wendet sich mit kostenlosen oder vergünstigten Kursen an bildungsferne Familien. Diese umfassende Unterstützung und Bildung zu bieten, ist mit dem Umzug der FBS in das Parkcenter und der engeren Vernetzung mit dem Zentrum für Berufliche Bildung ein Schwerpunkt evangelischer Familienbildung geworden.

2002: 6194 Teilnehmer/innen besuchen 374 Kurse

Die 2010er

Besonders waren in diesem Jahrzehnt Angebote im Bereich der frühkindlichen Bildung und Entwicklungsförderung gefragt: von Delfi bis Babymassage für Mütter oder Väter, vom offenen Elterncafé bis hin zum Kinderturnen oder Informationsveranstaltungen zur Beikost oder dem Umgang mit dem trotzenden Kind. Natürlich waren auch die Seniorenredaktion immer mit dabei und es fanden (Sport- und Freizeit) -angebote für jedes Alter statt. 2020 stand der Umzug ins Katharina von Bora Haus mit renovierten und modernen Räumlichkeiten an, zudem erlangte die Familienbildungsstätte das Qualitätssiegel im Bereich Bildung, Begegnung und Beratung von Familien im Qualitätsverbund evangelischer Familienbildung.  

2010: Das Bildungswerk wird wieder zur Ev. Familienbildungsstätte
2011: Umzug in das Parkcenter und Abschied von der Vicelinstr.

2012: 6619 Teilnehmer/innen besuchen 416 Kurse

Von 2012 bis heute haben in der Familienbildungsstätte Neumünster:

  • 4111 Kurse stattgefunden, 
  • 38472 Teilnehmer/innen unsere Kurse besucht, 
  • 143 Honorarkräfte unterrichtet, 
  • 36874 Unterrichtsstunden stattgefunden,
  • 6 fleißige Kursleiterinnen in 731 Kursen unterrichtet, 
  • 470 Babys wurden in 235 DELFI-Kursen 9 Monate lang begleitet und
  • 117 Teilnehmer/innen wurden zur Kindertagespflegepersonen ausgebildet.

Familienbildung ist auch nach 60 Jahren für die Diakonie Altholstein eines ihrer Schwerpunkte bei der Arbeit. 

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