Jetzt ist Humanität gefragt
Die Diakonie Altholstein und der Ev.-Luth. Kirchenkreis Altholstein fordern Kommunen auf sich der Organisation Seebrücke anzuschließen
Die Nachricht vom Feuer im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos darf niemanden, der Verantwortung trägt, gleichgültig lassen. Diesen Anlass möchten der Ev. - Luth. Kirchenkreis Altholstein und die Diakonie Altholstein nutzen, um auf die Situation der Geflüchteten auch hier bei uns aufmerksam zu machen und die Kommunen zu ermutigen, offener auf diese Menschen zuzugehen.
Seit Jahren verfolgt die Europäische Union (EU) eine Politik der Abschreckung, und dies auf Kosten der Menschlichkeit. Die katastrophale Situation in Moria und in anderen griechischen Flüchtlingslagern ist uns allen seit Langem bekannt. Es ist beschämend, dass es einen solchen schlimmen Anlass braucht, damit diese Missstände wieder in der öffentlichen Diskussion wahrgenommen werden. „Ein „Weiter so“ in der europäischen Flüchtlingspolitik kann es nach dem Brand von Moria nicht mehr geben“, sagt Heinrich Deicke, Geschäftsführer der Diakonie Altholstein.
Viele Bundesländer und Kommunen zeigen bereits seit Monaten Aufnahmebereitschaft. So haben sich auch in Schleswig-Holstein inzwischen einige Kommunen zu sogenannten "sicheren Häfen" erklärt und kooperieren mit der Organisation Seebrücke. „Sichere Häfen“ heißen geflüchtete Menschen willkommen und sind bereit, mehr Menschen aufzunehmen. Dies sind in Schleswig-Holstein inzwischen 13 Städte, wie beispielsweise die Landeshauptstadt Kiel, die auch im Kirchenkreis Altholstein liegt. Das begrüßt auch die Kieler Pröpstin Almut Witt ausdrücklich. Und Propst Stefan Block aus Neumünster betont: „Wir möchten weitere Kommunen im Kirchenkreis Altholstein wie beispielsweise Neumünster dazu ermutigen, den Bespielen zu folgen und sich der Seebrücke anzuschließen, um den Willen zu mehr Menschlichkeit auch in unserer Region sehr deutlich zum Ausdruck zu bringen.“
Die nun auf Bundesebene angekündigte zusätzliche Aufnahme von 1553 Menschen aus 408 Familien ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, er greift jedoch viel zu kurz. „Neben den Kindern und Jugendlichen, über die viel diskutiert wird, haben auch viele Erwachsene besondere Schutzbedarfe oder benötigen durch traumatische Erfahrungen besondere Hilfe“, sagt Vanessa Trampe-Kieslich, Geschäftsbereichsleiterin Soziale Hilfen bei der Diakonie Altholstein. Sie spricht aus Erfahrung, denn die Psychosoziale Anlaufstelle für Geflüchtete (PSA) der Diakonie Altholstein hat eine lange Warteliste.
„Wenn wir nicht zeitnah helfen, wird die psychische Belastung der Geflüchteten noch mehr zunehmen“, mahnt Heinrich Deicke. Durch ein breites Spektrum an Hilfeangeboten und gut etablierte Strukturen vor Ort können die Kommunen bei der Aufnahme von Geflüchteten gut unterstützt werden. Propst Stefan Block weist darauf hin, dass auch die Kirchengemeinden gerne Unterstützen, wenn weitere Geflüchtete in unsere Region kommen. Schon 2015 war das Engagement der Ehrenamtlichen dort enorm. Bis heute gibt es Patenschaften, die die Familien im Alltag in der Integration unterstützen.
Im Kontext der aktuellen Situation möchten wir auch auf die bereits seit Längerem geplante Fotoausstellung „Momentaufnahmen Geflüchteter in Griechenland“ vom griechischen Fotografen Lefteris Partisalis in den Räumlichkeiten des Haart Café Neumünster der Diakonie Altholstein hinweisen. Lefteris Partisalis hat in einer Sammlung von Momentaufnahmen der Lebensbedingungen den Weg der Flüchtlinge durch Griechenland im Jahr 2015 dokumentiert, von der Insel Lesbos über die Flüchtlingscamps bis an die Grenze im Norden. Diese Ausstellung, deren Start für Oktober vorgesehen ist, möchten wir zum Anlass nehmen, um im Rahmen einer Podiumsdiskussion u. a. mit Propst Stefan Block und Heinrich Deicke vertieft auf die Situation der Geflüchteten aufmerksam zu machen.
Foto: Heinrich Deicke, Geschäftsführer der Diakonie Altholstein und Stefan Block (v.li.), Propst aus Neumünster, fordern Humanität nach dem Feuer im Flüchtlingslager Moria.