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Praxis ohne Grenzen: Wo Menschen ohne Krankenversicherung Hilfe finden

(Neumünster, 16.03.2022) Die „Praxis ohne Grenzen Neumünster“ besteht durch eine Kooperation des MPN (Medizinisches Praxisnetz Neumünster) und der Diakonie Altholstein. Die Praxis steht Menschen offen, denen der Zugang zu regulärer Gesundheitsversorgung verwehrt ist. Gründe sind sehr unterschiedlich und können z.B. im Fehlen der Zugehörigkeit zu einer Krankenkasse liegen. Hier hilft die „Praxis ohne Grenzen Neumünster“ unkompliziert, unbürokratisch und kostenlos für die Betroffenen. 

„Wir möchten gern da sein für Menschen, die, aufgrund welcher Umstände auch immer, unsere Hilfe benötigen und nicht krankenversichert sind“, erklärt Frau Dr. Kinzel-Herwig. Dies war die Motivation, zusammen mit der Diakonie Altholstein dieses Projekt zu gründen. AN erster Stelle die medizinische Not aufzugreifen und erst sekundär den Versichertenstatus zu prüfen, gehört zu unserer ärztlichen Grundhaltung. Deshalb freue ich mich, so viele ärztliche Mitstreiter für das Projekt gewonnen zu haben.“, ergänzt Dr. Johannes Kandzora seine Kollegin. 

Das Team aus Ärzten und Medizinischen Fachangestellten steht jeden Mittwoch zwischen 15 und 17 Uhr mit einer Sprechstunde (Am Alten Kirchhof 2 in Neumünster) bereit, und kümmert sich um die Belange der Patienten. „Die Arbeit der Praxis hilft den Menschen, denen sonst nicht geholfen wird. Wir sind da, wenn die Gesundheit von Menschen vor Hürden der Bürokratie zurücksteht“, bekräftigt Andrea Holling, Medizinische Fachangestellte.

Darüber hinaus wird das Projekt durch eine Sozialberatung der Diakonie Altholstein ergänzt. „Durch die Sozialberatung und Hilfe zur Wiedereingliederung in Krankenkassen runden wir zusätzlich zu der ärztlichen Behandlung unser Angebot ab und unterstützen die Patient*innen damit eine langfristige Perspektive aufzubauen“, sagt die Verantwortliche Imke Lüders

Die Finanzierung ist durch das Land Schleswig-Holstein sichergestellt und zudem durch die Stadt Neumünster kofinanziert. Zudem wird die Arbeit der Praxis durch Spenden erleichtert, durch welche die Beschaffung weiterer medizinischer Ausstattung und Einzelfallhilfen ermöglicht wird – und natürlich durch den Einsatz vom gesamten Team. 

„Ich rechne damit, dass die Zahl der Nutzer*innen der Praxis ohne Grenzen in den nächsten Jahren noch steigen wird. Die Teuerungen, die wir in vielen Bereichen hautnah gerade erleben, bringen Menschen mit ohnehin geringem Einkommen an den Rand der Existenz. Viele geben auf und sparen bei allem, was erst einmal nicht essentiell erscheint wie Krankenversicherungsbeiträge. Die Zunahme auch an Familien in prekärer Armut wird unsere Gesellschaft noch hart treffen“, merkt Andrea Dobin, Geschäftsbereichsleitung Familie bei der Diakonie Altholstein, an.

Das Konzept der „Praxis ohne Grenzen“ ist nicht neu und findet seit Jahren einen wachsenden Zulauf. Bereits in mehreren Großstädten hat sich diese Form der Krankenversorgung etabliert und die hohe Zahl an Patient*innen verdeutlicht den Bedarf innerhalb der Gesellschaft. Dies belegen Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Rund 61.000 Menschen in Deutschland haben keine Versorgung durch eine Krankenversicherung.*

Doppelte Hilfe

So ging es auch J. aus Afghanistan: Aufgrund einer chronischen Erkrankungen ist er auf Medikamente angewiesen. Durch fehlende Unterlagen aus seinem Herkunftsland waren ihm eine Krankenversicherung und dadurch die nötige ärztliche Behandlung zunächst verwehrt.

Durch die „Praxis ohne Grenzen Neumünster“ konnte er eine Behandlung in Anspruch nehmen und durch die engagierte Sozialberatung konnten die Hemmnisse ausgeräumt werden, sodass J. mittlerweile familienversichert ist.

Die Gründe für die fehlende Krankenversicherung sind vielfältig und um die ärztliche Behandlung abzurunden, unterstützt die Diakonie Altholstein dieses Projekt nicht nur mit ihren Räumlichkeiten, sondern auch mit einer Sozialberatung. Dafür steht Imke Lüders während der Sprechzeiten und darüber hinaus den Patient*innen als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Sie unterstützt bei der Wiedererlangung der Krankenkassen-Mitgliedschaft. 

Die Arbeit der „Praxis ohne Grenzen Neumünster“ findet jedoch nicht ausschließlich in der Praxis und der regulären Sprechzeit statt. Begleitungen zum Beispiel durch Vermittlung an weiterführende Beratungsstellen bei multiplen Problemlagen sind möglich du auch besondere Aktionen sollen im Jahr 2022 die Arbeit der Praxis ohne Grenzen Neumünster sichtbar nach außen tragen.  

* Quelle: https://www.vzhh.de/themen/gesundheit-patientenschutz/krankenversicherung/ohne-krankenversicherung-was-tun

Bild: Andrea Dobin, Imke Lüders, Andrea Holling, Johannes Kandzora, Dorette Kinzel-Herweg (v.li.). | Foto: Diakonie Altholstein / Konrad

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